Vor 35 Jahren fuhr das letzte Mal ein Zug aus dem Wuppertal hinauf durch den Wald nach Cronenberg

Lesen Sie die ganze Geschichte in der neuen Ausgabe der »EisenbahnGeschichte« Nr. 119 …

Wuppertal-Steinbeck, 23. Februar 1988: Der Gleismesszug, bestehend aus dem umgebauten signalgelben Schienenbus 725 004 und dem Mess-Steuerwagen 726 004, setzt sich in Bewegung und quält sich die starke Steigung durch den Staatsforst Burgholz hinauf zum 10,6 Kilometer entfernten Endbahnhof Wuppertal-Cronenberg. Die Strecke führt am Hang des Kiesbergs aus dem Tal heraus, am Zoo vorbei, windet sich durch den Wald südlich der Stadt und endet schließlich auf den Anhöhen.

Als der Gleismesszug nach der Rückfahrt wieder im Tal ankommt, steht es fest: Die Burgholzbahn, von vielen Wuppertalern liebevoll einfach nur „Samba“ genannt, muss ab 12:30 Uhr aus technischen Gründen gesperrt werden. Der Messzug hatte erhebliche Schäden am Gleiskörper festgestellt, eine Unterspülung und ein Schaden an einer Stützmauer zwischen Steinbeck und dem Haltepunkt Hindenburgstraße taten ein Übriges. Die DB sprach damals von einem notwendigen Sanierungsaufwand von rund 1,8 Millionen DM. Die Stadt Wuppertal bot einen Kostenzuschuss von 250.000 DM an, doch für den „Samba“ war der Zug sprichwörtlich abgefahren.

Nach 97 Betriebsjahren war die Burgholzbahn Geschichte. Mit 5 km/h kroch einige Tage später noch eine 212 als Sperrfahrt nach Cronenberg, um die verbliebenen Güterwagen einzusammeln und abzuholen. Über der Strecke mit der VzG-Nummer 2721, die zuletzt im Kursbuch unter der Nummer 402 gelistet wurde, hing bereits in den frühen 1980er-Jahren das Damoklesschwert. Gefahren wurden zwar tagsüber immerhin 15 Zugpaare durchgehend im Stundentakt, dennoch sollen im Durchschnitt lediglich 450 Fahrgäste am Tag den „Samba“ benutzt haben. Im Mai 1984 leitete die DB das Stilllegungsverfahren ein – sehr zum Unmut vieler Wuppertaler, die eine Bürgerinitiative gründeten, über 15.000 Unterschriften sammelten und bei eigenen Fahrgastzählungen zu deutlich anderen Ergebnissen kamen. Sie verwiesen auf den relativ starken Schülerverkehr und die Verkehrssicherheit. Im Winter war der „Samba“ bei Schnee und Eis oft das einzige zuverlässige Verkehrsmittel, mit dem man von Cronenberg aus hinab ins Tal gelangen konnte.

Die DB wies die Landesregierung im Sommer 1987 darauf hin, dass die Cronenberger Strecke jährlich rund 1,1 Millionen DM Verlust machen würde und eine weitere Aufrechterhaltung des Betriebs unzumutbar wäre. Die Gesamtstilllegung zum Sommerfahrplan 1988 war längst beschlossene Sache.

 

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Nur fünf Minuten Zeit hatte das Personal in Cronenberg für den Fahrtrichtungswechsel, zur Minute 05 ging es wieder talwärts. Am 7. Februar 1988, also etwa zwei Wochen vor der technischen Stilllegung, wendete 515 567 vor dem Bahnhofsgebäude. Heute haben hier wieder eine Gaststätte sowie eine Spedition ihren Sitz, die auch damals größter Bahnkunde vor Ort war. Gleise liegen hier nicht mehr. Foto: Malte Werning

 

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Eine geradezu ländliche Idylle vermittelte 1950 noch der Bahnhof Wuppertal-Küllenhahn. Dabei befinden wir uns hier nur wenige Kilometer vom quirligen Industrie- und Wirtschaftszentrum im Tal der Wupper entfernt.
Foto: Carl Bellingrodt, Slg. Brinker

 

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Drei Jahre vor Stilllegung der Samba-Strecke gelang Wilfried Sohn diese Aufnahme unweit des Haltepunkts Hindenburgstraße mit dem Nützenberg im Hintergrund.